Meine Lebensreisen

Meine Lebensreisen

Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Thomas Schmid.

Martin Walser

Bald wieder erhältlich für 24,90 €

Dass der Heimatschriftsteller Martin Walser, dem der Bodensee-Raum so viel bedeutet, sich auch als Reiseschriftsteller auszeichnen kann und alles andere als provinziell ist, beweist dieser Band eindrucksvoll und leichtfüßig. Er enthält Tagebuchaufzeichnungen, die Walser auf seinen Reisen zwischen 1952 und 1981 gemacht hat.

Früh reist der junge Rundfunk- und Fernsehredakteur nach London und Paris, aber auch zu Filmaufnahmen ins winterliche Warschau und zu einem Filmfestival ins tschechische Karlovy Vary (Karlsbad), in dem sich der alte k.u.k-Geist mit dem herben Charme des Sozialismus mischt. Spätere Reisen gehen - mal per Schiff, mal per Flugzeug in die USA: zu Henry Kissingers Summerschool in Harvard oder zu Gastdozenturen, etwa in Austin/Texas. Manchmal ist Walser zu Lesereisen unterwegs im Portugal Salazars oder in Frankreich, wo er die Eigenheiten des etwas exzentrischen Leiters des Goethe-Instituts so sanft wie bestimmt karikiert. Eine Woche lang leitet er in einem japanischen Gebirgsdorf ein Literaturseminar, im sowjetischen Moskau nimmt er an einem pompösen Schriftstellerkongress teil. Er bereist kreuz und quer die Insel Tobago im Auftrag des »Stern«, der dann seine Reportage nicht drucken wird, weil sie nicht fröhlich genug ausfällt. Und auf einer Lese- und Erkundungsreise ins damals andere Deutschland, die DDR, die Walser nie abgeschrieben hatte, beschreibt er 1981 minutiös die Windungen und Verwicklungen eines Lebens, das durch Mangel und Diktatur beschädigt war. Nie versucht Walser, sich der neuen Umgebung anzupassen, bewusst bleibt er ein Fremder, ein anderer und ist gerade deswegen ein genauer Beobachter, der der Fremde fast spielerisch auf die Schliche kommt.