Auf dem Meer

Auf dem Meer

Roman

Edmondo De Amicis | Annette Kopetzki (Übers.)



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Auf dem Meer, 1889 veröffentlicht und sofort ein Erfolg, ist ein Bordtagebuch – nein, ein Gesellschaftsroman, dessen Autor auf häufig ironischwitzige Kommentare nicht verzichtet. De Amicis erzählt von einer Atlantiküberfahrt von Genua nach Montevideo in Uruguay, die er im Frühjahr 1884 als Chronist der italienischen Auswanderungsbewegung unternahm. Der Ozeandampfer »North America« (der im Buch Galileo heißt) war eines der vielen Emigrantenschiffe, auf denen tausende Italiener in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Südamerika emigrierten. An Bord sind 1.800 Passagiere, davon 1.600 italienische Bauern und Tagelöhner, der Rest sind wohlhabendere Italiener, Schweizer, Österreicher und Franzosen. Das einfache Volk, die Emigranten, reist in der Dritten Klasse, das Bürgertum in der Zweiten, der Adel in der Ersten. Die Aufteilung der Passagiere spiegelt die Schichtung der Gesellschaft – De Amicis beschreibt diesen »Mikrokosmos mit allen Freuden und Leiden der Menschheit«, diesen »Staat in Miniaturform, dessen Regierung der Kapitän und die Offiziere, und dessen Justiz der Auswanderungskommissar darstellt«. Sein außerordentlich detailreiches, farbiges Sittengemälde beginnt mit der Einschiffung in Genua – in filmreifen Szenen werden die auf das Schiff drängenden Massen und immer wieder einzelne Typen beschrieben. De Amicis ist ein teilnehmender Beobachter, er spürt die Tragik des unwiderruflichen Abschieds von der Heimat und die verzweifelte Hoffnung, die alle bewegt. Getreulich registriert er, was er während der Überfahrt erlebt, beginnend damit, wie Jung und Alt, Männer und Frauen sich auf die unterschiedlichsten Weisen mit der drang- und qualvollen Enge im stickigen Schiffsbauch arrangieren. Bald schon macht er persönliche Bekanntschaften in allen drei Schiffs- und Gesellschaftsklassen, in denen nahezu alles geschieht, was Menschen und ihr Zusammensein so hergeben: Verführung und Eifersuchtsdramen, Prügeleien und Gerichtsverhandlungen, es gibt Tote, Hochzeiten, Geburten und ein chaotisches Fest bei der Äquatorüberquerung. Erri de Luca – der Autor so wunderbarer Bücher wie Montedidio und Das Gewicht des Schmetterlings – erzählt in seinem Nachwort von seiner Sorge um die heutigen Flüchtlinge und von den Geboten der Menschlichkeit.




Pressestimmen

»Ein wahrer Chronist, der sich für individuelle Hintergründe interessierte, etwas, was man von modernen Reportagen zum Thema oft kaum noch sagen kann.«

Roland Brockmann, mare magazin

Autorenporträt

Edmondo De Amicis

Edmondo De Amicis wurde 1846 in Imperia geboren, 1908 starb er in Bordighera. Mit seinem Jugendroman »Cuore« der sofort nach dessen Erscheinen 1886 ein großer Erfolg und in viele Sprachen übersetzt wurde, wurde er weltberühmt. Bei corso erscheint eine Werkausgabe der schönsten Texte des italienischen Klassikers der Reisereportage. Band 1, Istanbul, Hauptstadt der Welt. Band 2, Auf dem Meer. Band 3, Marokko. Band 4, Holland. Band 5, Paris erscheint im Herbst 2017.

Annette Kopetzki

Annette Kopetzki, arbeitete als Universitätsdozentin und Journalistin in Italien und ist eine der namhaftesten Übersetzerinnen aus dem Italienischen. Seit rund 30 Jahren übersetzt Annette Kopetzki italienische Belletristik, u. a. Pier Paolo Pasolini, Erri De Luca, Andrea Camilleri, Allessandro Baricco, Edmondo De Amicis und Lyrik u. a. von Antonella Anedda, Pasolini, Nanni Balestrini und Giorgio Orelli. Ihre Übersetzungen wurden mehrfach durch den Deutschen Übersetzerfonds und die Hamburger Kulturbehörde ausgezeichnet.